Dein Kind will nicht auf die Toilette? Tipps für eine entspannte Umstellung!

Dein Kind will nicht auf die Toilette? Tipps für eine entspannte Umstellung!

Wenn ein Kind plötzlich nicht mehr auf die Toilette gehen möchte und wieder nach der Windel fragt, sind viele Eltern erst einmal verunsichert. Doch tatsächlich kommt dieses Verhalten häufiger vor, als man denkt. Etwa 20 Prozent aller Kleinkinder zwischen 18 und 30 Monaten sind davon betroffen. Mit Geduld, Verständnis und einfühlsamer Begleitung lässt sich diese Phase in der Regel gut meistern.

Das Toilettenverweigerungssyndrom verstehen

Das sogenannte Toilettenverweigerungssyndrom beschreibt ein Verhalten, bei dem Kinder zwar zum Wasserlassen die Toilette benutzen, für das große Geschäft aber hartnäckig eine Windel einfordern. Erst wenn dieses Verhalten über mehr als vier Wochen hinweg anhält, spricht man von einem „Syndrom“. Betroffene Kinder haben oft bereits gelernt, ihre Blase zu kontrollieren und gehen selbstständig aufs Töpfchen oder auf die Toilette - nur beim Stuhlgang macht der Körper plötzlich nicht mehr mit.

Interessant ist dabei die Tatsache, dass entwicklungspsychologisch eigentlich die Darmkontrolle vor der Blasenkontrolle erlernt wird. Die meisten Kinder können ihren Darm zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr kontrollieren, während die Blasenkontrolle oft erst zwischen dem dritten und vierten Jahr vollständig entwickelt ist. Wenn ein Kind also bereits problemlos Harn lässt, aber beim Stuhlgang Probleme zeigt, deutet dies häufig auf tiefer liegende Ursachen hin.

Eltern sollten wissen, dass hinter diesem Verhalten keine böse Absicht steckt. Vielmehr handelt es sich um eine natürliche Reaktion des Kindes auf verschiedene Herausforderungen. Die Zeit des täglichen Windelnwechsels war für viele Kinder mit Geborgenheit und Aufmerksamkeit verbunden. Bei der Umstellung zum Trockenwerden können sie diese Nähe plötzlich vermissen.

Die häufigsten Ursachen erkennen

Verstopfung gilt als die wichtigste Ursache für die Toilettenverweigerung und betrifft etwa 50 bis 60 Prozent der betroffenen Kinder. Wird der Stuhl zu hart und bereitet Schmerzen beim Toilettengang, entwickeln Kinder schnell eine Abwehrhaltung gegenüber der Toilette. Aus Angst vor weiteren Schmerzen beginnen sie, den Stuhl bewusst zurückzuhalten, wodurch ein Teufelskreis entsteht: Je länger der Stuhl im Darm verweilt, desto härter wird er, was den nächsten Toilettengang noch unangenehmer macht.

toilette zu benutzen - töpfchentraining
toilette zu benutzen - töpfchentraining

Ein weiterer häufiger Grund ist die starke Gewöhnung an die Windel. Manche Kinder sind so an das warme Gefühl gewöhnt, dass sie ohne diese „Sicherheit“ nicht ausreichend entspannen können. Die Windel wird zum emotionalen Anker, der nicht leicht losgelassen werden kann.

Auch Verlustängste können eine Rolle spielen. Für Kleinkinder sind ihre Körperausscheidungen ein Teil von ihnen selbst. Es kann beunruhigend sein zu sehen, wie dieser Teil von ihnen "verschwindet", wenn die Toilette gespült wird. Aus diesem Grund interessieren sich manche Kinder auch dafür, ihre Ausscheidungen noch einmal zu betrachten, bevor sie verschwinden.

Darüber hinaus kann ein zu früher oder zu stark unter Druck gesetzter Start in die Sauberkeitserziehung die Toilettenverweigerung begünstigen. Spüren Kinder, dass das Thema Toilette mit Stress oder überhöhten Erwartungen verknüpft ist, reagieren sie häufig mit Ablehnung. Denn nicht jedes Kind ist im selben Alter bereit für diesen wichtigen Entwicklungsschritt.

Praktische Strategien für den Familienalltag

Der wichtigste Begleiter beim Toilettentraining ist eine entspannte Grundhaltung. Bevor es richtig losgeht, sollten Eltern mögliche medizinische Ursachen ausschließen – insbesondere dann, wenn das Kind unter Verstopfungsbeschwerden leidet. In solchen Fällen kann der Kinderarzt mit einer sanften Behandlung unterstützen, damit sich der natürliche Rhythmus wieder einpendelt.

Das Toilettentraining selbst darf wieder spielerisch in den Alltag integriert werden. Bewährt hat sich dabei eine regelmäßige Routine: Dabei setzt sich das Kind nach den Mahlzeiten für fünf bis zehn Minuten entspannt auf die Toilette, um die natürlichen Entleerungsreflexe des Darms zu nutzen. Die Füße können ausgelassen auf einem Hocker ruhen, und das Kind kann lesen, malen oder spielen, um die Zeit angenehm zu gestalten.

trocken werden sohn
trocken werden sohn

Ein einfaches Belohnungssystem mit Stickern, kleinen Überraschungen oder Extra-Streicheleinheiten motiviert viele Kinder zusätzlich. Wichtig ist, dass das Kind bereits für das Sitzen auf der Toilette belohnt wird, unabhängig davon, ob der Toilettengang abgeschlossen wird oder nicht. So wird die Toilette mit positiven Erfahrungen verknüpft.

Auch die Ausstattung macht einen Unterschied. Ein rutschfester, bequemer Toilettenaufsatz mit Hocker gibt deinem Kind Sicherheit und Eigenständigkeit. Bei kleineren Kindern kann zunächst ein Töpfchen verwendet werden. Später gelingt der Wechsel auf die große Toilette meist ganz von selbst.

Den Weg zur Selbstständigkeit begleiten

Die Entwicklung zur Selbstständigkeit beim Toilettengang ist ein Prozess, der Zeit braucht. Durchschnittlich dauert es mehrere Monate, bis Kinder zuverlässig trocken sind. Dabei dürfen Eltern ganz bewusst auf Vergleiche verzichten: Jedes Kind hat seinen eigenen Rhythmus – unabhängig davon, wie früh andere im Umfeld ohne Windel auskommen.

Ein wichtiger Schritt ist es, das Kind in den Auswahlprozess einzubeziehen. Wenn das Kind sein eigenes Töpfchen oder seinen Toilettenaufsatz aussuchen darf, fühlt es sich ernst genommen und entwickelt eine positivere Einstellung zum Sauberkeitstraining. Zudem kann der Einsatz besonderer Unterwäsche zusätzlich motivieren. Viele Kinder sind stolz darauf, Unterhosen wie die „Großen“ zu tragen.

Darüber hinaus ist die Kommunikation mit allen Betreuungspersonen entscheidend für den Erfolg. Großeltern, Babysitter und Kindergartenpersonal sollten wissen, wie der aktuelle Stand beim Toilettentraining ist und die gleiche Routine befolgen. 

Bedenke jedoch, dass Rückschläge völlig normal sind und nicht dramatisiert werden sollten. Auch wenn dein Kind schon regelmäßig aufs Töpfchen geht, kann es immer wieder Phasen geben, in denen die Windel doch wieder gefragt ist – zum Beispiel bei Krankheit, Veränderungen oder emotionalem Stress. In solchen Momenten unterstützt du dein Kind am besten, indem du es gelassen und liebevoll begleitest.

kleinkind aufs töpfchen
kleinkind aufs töpfchen

Geduld ist der Schlüssel

Das Thema Toilettengang kann für die ganze Familie belastend werden. Vor allem dann, wenn Erwartungen und Druck aufgebaut werden. Eltern sollten sich bewusst machen, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Während manche Kinder bereits mit zwei Jahren trocken werden, brauchen andere bis zum vierten Lebensjahr.

Wenn sich die Probleme über längere Zeit ziehen oder zusätzliche Verhaltensauffälligkeiten wie starke Ängste oder Rückzug hinzukommen, lohnt sich ein Gespräch mit Fachleuten. Kinderärzte, Psychologen oder spezialisierte Beratungsstellen können individuelle Lösungsansätze entwickeln und die Familie begleiten.

Geduld, Verständnis und liebevolle Begleitung zahlen sich langfristig aus. Kinder, die ohne Druck und mit positiven Erfahrungen trocken werden, entwickeln meist ein gesünderes Körpergefühl und oft auch mehr Selbstvertrauen im Alltag.